Der Albatross
Wo hatten wir letztes Mal unterbrochen? Ah, ich glaube ich wollte euch etwas über Salbaba erzählen!
Also, er ist ein Albatross und kommt immer durch unser Tal, wenn er von Süden nach Norden wechselt – oder natürlich auch umgekehrt. Jedenfalls sah ich ihn nun fast regungslos über dem See schweben. Er schaute auf die Fische, die sich vermutlich unter der Wasseroberfläche tummelten, welche ich aber von meiner Position aus nicht sehen konnte. Plötzlich legte er seine Flügel an, stürzte sich kopfüber in das Wasser und verschwand darin. Nach wenigen Augenblicken durchbrach er wieder die Seeoberfläche und hielt einen recht großen, zappelnden Fisch in seinem Schnabel.
Als er mich bemerkte, was vielleicht an meinem Flöten gelegen hatte, kam er direkt zu mir ans Ufer geflogen – mit dem Fisch. Wir begrüßten einander und flogen gemeinsam weiter, zu einem nahe stehenden Gebüsch. Nicht weil wir Angst hatten, jemand würde uns ausspionieren – wir sind ja nicht Bickabolo – vielmehr taten wir das, weil darin Beeren hingen und so hatten wir beide etwas zu essen, während wir uns unterhielten!
„Ich habe es nicht mehr im Süden aushalten können, das wird mir jetzt viel zu warm! Ich will in den Norden wechseln. Da ist es deutlich angenehmer, um diese Zeit gibt es dazu noch jede Menge Fische und das Eis dürfte auch weitestgehend verschwunden sein. Ich habe keine Ahnung, wie die anderen die Hitze aushalten können!“, sagte er, während ich mir erneut eine Beere abzupfte und sie mit meinem Schnabel zermatschte.
Ihr werdet es mir nicht glauben, aber Salbaba kann Tag um Tag in der Luft bleiben, ohne zu landen oder zu ermüden. Das muss er allerdings auch können, wenn er über das endlose Wasser oder Meer wie er es nennt, fliegen muss! Ich selber kenne das nur aus Erzählungen, da ich nicht soweit fliege und warum sollte ich das auch machen? Ich habe doch alles hier in unserem Tal: Freunde, viele Pflanzen und daher genug zum essen, keine Raubtiere und für mich ein sehr angenehmes Klima. Ich bin hier im Tal aufgewachsen und wollte auch noch nie irgendwo anders sein. Schon mal gar nicht, seit Arle und ihre Familie hier leben!
So hockten wir auf der Erde, vor dem Busch und er erzählte mir von den Merkwürdigkeiten, die er außerhalb des Tals gesehen hatte. Wie gesagt, er kommt ziemlich weit herum. Vor längerer Zeit erwähnte er mal, dass sich unser Papolupatal auf einer Insel befände. Also so ähnlich wie die Keainsel im Regenbogensee, nur dass die Wasserfläche das gesamte Tal, das Rabenhorn, den Tafelberg und sogar das Wolkenschnabelgebirge umgab. Ehrlich gesagt, hatte ich ein wenig Schwierigkeiten, mir eine so große Wasserfläche vorzustellen, obwohl ich ihm natürlich glaube. Es gelingt mir am Besten, wenn ich mir unser Tal als Ast vorstelle, der mitten auf dem Regenbogensee treibt!
Herrje, ich habe schon wieder zu lange mit euch erzählt. Ich muss mich jetzt auf die Krallen machen, sonst komme ich keinen Flügelschlag weiter. Also dann bis morgen und bis dahin wünsche ich euch wie immer eine federleichte Zeit. Tralala
F. Platsch