Gemeinsame Sache!
Wir waren das letzte Mal bei Omelettegesicht stehen geblieben und ich wollte euch gerade noch dazu sagen, dass ihre Art zu fliegen alles andere als merkwürdig wäre – doch da hatte unsere Zeit ja schon geendet.
Ihr müsst wissen, dass sich ihre Flugweise nämlich nur als höchst beeindruckend beschreiben lässt – selbst wenn man so sicher in der Luft unterwegs war, wie ich es war!
Sie konnte sich tatsächlich genau wie ein Schatten in der Nacht bewegen. Geräuschlos und absolut unsichtbar! Niemand konnte sie sehen, außer wenn man zufällig in ihre Richtung blickte, niemand konnte sie hören, wenn sie nicht gerade ihr Leid in die Welt hinauskreischte. Das machte sie aber schon solange ich sie kannte. Mitten in der und auch jede Nacht!
Warum sie das machte, hatte Gego ja bereits Blaukäppchen in dieser mondbeschienenen Nacht in der Behausung erklärt. Ich selber habe sie schon unzählige Male inmitten der Nacht gehört und sie auch schon einige Male in der Abenddämmerung zufällig beim fischen beobachten können. Wie sie nahe dem Wasser ganz regungslos auf einem Felsen hockte. Wie sich dann nur ihr Kopf geräuschlos bewegte – den sie übrigens komplett um ihren Rumpf kreisen lassen kann, während alles andere von ihr regungslos verharrt!
Hatte sie dann einen Fisch im Wasser erspäht, den sie als lohnendes Ziel ausgemacht hatte, erhob sie sich lautlos in die Luft und stieß urplötzlich hinab auf die Wasseroberfläche. Stieg sie dann wieder auf in die dunkle Nachtluft, hatte sie jedes Mal, wenn ich sie beobachtet hatte, irgendetwas in ihren beeindruckenden Klauen. Sie war wirklich eine sehr gute Fischerin, beeindruckend und dazu auch noch sehr elegant!
Ich konnte mich auch sehr gut mit ihr unterhalten, wenn wir uns mal in der Morgen- oder Abenddämmerung trafen. Was sie mir noch zusätzlich höchst sympathisch machte, war dass sie diesen feigen und hinterhältigen Wels genauso gerne ärgerte, wie ich es auch tat.
Wie oft hatte ich schon gesehen, wie sich dieser Dungbräter an andere, langsam aus der trüben Tiefe des Wassers, angenähert hatte? Kurz bevor er dann sein potenzielles Opfer erreichte, vorzugsweise von hinten und es sollte auch nicht zu groß sein, riss er sein gewaltiges Maul auf und schloss es dann wieder, während er sich mit der Beute zurück in die schleimige Tiefe hinabsinken ließ.
Einen ausgewachsenen und gesunden Vogel konnte er zum Glück nur mit außergewöhnlichem Glück fangen, da man aus der Luft ziemlich gut ins Wasser hineinschauen kann. Auch erkennt man ja von oben sehr gut die vom Grund aufsteigenden Luftblasen, der vielen, dort hausenden Geschöpfe! Wenn ich den Wels dann mal aus der Luft sehe, stoße ich in Windeseile auf die Wasseroberfläche hinab, während ich gleichzeitig ziemlich lautstark sowie heiser flöte. Fast schon ein Krähen!
Das bringt diesen Feigling immer umgehend dazu, sich wieder unter irgendeinem Stein in der Tiefe zu verkriechen! Omelettegesicht dagegen schwebt ganz lautlos über ihm. Sobald er dann an die Oberfläche kommt, um sein Opfer mit in das dunkle Nass zu nehmen und sich dabei vollkommen sicher fühlt, fängt sie schrill an zu kreischen – dicht über seinem aufgetauchten Schädel. Dieser stinkende Feigling reagiert dann ähnlich wie bei mir. Gluck, gluck und weg ist er!
Natürlich ist es schwer gegen seine Natur anzukämpfen, aber muss sich denn so ein Riesenmonster immer nur an hilflosen und schwächeren von hinten oder unten ranmachen? Wo wir gerade von Effekten gesprochen haben, kennt ihr schon den, wo man aufhören muss, weil die Zeit wie im Fluge vergangen ist? Ich wünsche euch daher noch einen federleichten, restlichen Tag und Tralala bis zum Wiederhören.
F. Platsch