Auf zu neuen Ufern
Gestern hatte ich, zwischen meinem Tobsuchtsanfall und meiner Panikattacke, aufgehört mit euch zu flöten. Ferinupfe endete da damit, dass ich tauchen sollte – stellt euch das doch bitte mal vor!
Doch während sie mir das erzählte, schaute sie mich dabei so merkwürdig an, und begann kurz darauf schrill lachend zu flöten.
„Du solltest dich jetzt mal sehen! Ich wäre nicht überrascht, wenn du auf der Stelle vor lauter Schreck alle Federn verlieren würdest! Natürlich brauchst du nicht zu tauchen. Dahinten um diesen Felsen kann man herum hüpfen, dann kommt ein Gang, der zwar zum fliegen zu eng ist, aber entlang hüpfen kannst du ihn schon. Nach kurzer Zeit gelangst du dann auch schon nach draußen, und fliegst wohin du willst. Ganz ohne zu tauchen, ja du wirst noch nicht einmal nass werden!“
Ich glaube, hätte ich in diesem Augenblick zufällig einen Fisch gehabt, ich hätte ihn Ferinupfe um den Schnabel gehauen, weil sie mich dermaßen auf die Kralle genommen hatte!
Erleichterung machte sich urplötzlich bei mir breit und ich konnte wieder in Ruhe nachdenken: es war ein langer Weg zu der Keainsel, gerade wenn ich den Regenbogensee so weit im Süden überfliegen müsste. Es könnte sogar sein, dass dies zu weit für mich werden würde.
Wenn die Kleinen wirklich zur Keainsel gelangt waren, dachte ich bei mir, bräuchte ich auch nicht unbedingt dorthin zu fliegen. Armana könnte sicher viel besser auf diese quirlige Nussbande aufpassen, besser als ich es jemals gekonnt hätte! Sie verströmte soviel Respekt, dass nur wenige sich bewusst ihren Anweisungen widersetzen würden. Sogar ihr Partner, Bickamuck, machte immer das, was sie von ihm verlangte. Vorausgesetzt er hatte ihr zugehört, was bei einem Wissenswichtel nicht gerade häufig geschah, wie ihr euch bestimmt gut vorstellen könnt.
Doch zunächst musste ich hier mal weg. Die Wasseramsel brachte mich zu dem Gang, obwohl ich den nach ihrer Beschreibung auch selbst gefunden hätte. Trotzdem war es nett von ihr! Ich verabschiedete mich somit durch ein kräftiges flöten in dem Gang von ihr, da sie beabsichtigte noch zu bleiben, um weiter ein wenig zu fischen oder zu tauchen.
Es war so, wie Ferinupfe es mir beschrieben hatte und in Windeseile war ich wieder heil aus der Nussschlucht heraus. Draußen erhob ich mich sogleich mit kräftigen Flügelschlägen in die Luft und nahm Ziel auf den Regenbogensee – ohne dass eine Feder von mir feucht geworden wäre!
Nach einiger Zeit des Fliegens landete ich an dessen Westufer und schaute gedankenverloren auf die riesige Wasserfläche, die sich mir nun darbot. Während ich so dort hockte, und mir im schwindenden Tageslicht überlegte was ich als nächstes zu tun gedachte, schob sich ein schwimmendes Gefährt, von der Nordseite des Sees, in mein Sehfeld.
Ich erkannte darauf Spitzer, Pepe´leoh, Pinselohr und Stechbert von Schnuddel, der mir über das Wasser enthusiastisch etwas zurief. Dazu hüpfte er auf und ab, leider konnte ich ihn nicht verstehen, was ihn aber in keiner Weise zu stören schien. So erhob ich mich erneut in die Luft und flog zu dem schwimmenden Gefährt hinüber. Als ich gelandet war, wurde ich von allen freudig begrüßt und schnell wurde ich von ihnen auf den neuesten Stand der Dinge gebracht. Jetzt erfuhr ich auch, dass die kleinen Blaumeisen sich tatsächlich auf der Keainsel befanden, also waren sie in guter Gesellschaft. Meine Anwesenheit dort würde somit nicht unbedingt erforderlich sein. Stattdessen überlegte ich mir laut, ob ich mich auf die Suche nach diesem hinterhältigen Naki machen sollte, um ihm vielleicht einige Haare aus seinem Schweif zu rupfen.
„Oh weh, verehrte Botin wichtiger Neuigkeiten, gerne würde ich euch auf dieser zutiefst ehrenvollen Mission begleiten, um diesem schändlichen Wicht, Naki, zu zeigen was sich geziemt! Doch habe ich bereits mein Ehrenwort gegeben, mit meinem Schnabel den kleinen Recken zur Hilfe zu eilen, um dafür Sorge zu tragen, dass sie ihre Mission auch ehrenvoll erfüllen können!“, sagte Schnuddel zu mir und ließ ein wenig bedrückt seinen Kopf nach unten hängen.
Dazu müsst ihr wissen, dass den Grünspecht nichts so sehr belastet, wie eine ehrenvolle Mission zu verpassen. Da kam mir ein besserer Gedanke in den Kopf, den ich nun vortrug:
„Eigentlich ist das auch momentan ziemlich unwichtig, das kann ich später immer noch machen.“, ein Blick auf den Grünspecht zeigte mir, dass ihm meine Idee sehr gefiel. So hätte er später noch die Gelegenheit, Naki geziemendes Verhalten zu lehren.
Also beschloss ich, mich mit meinen Freunden auf die Insel zu begeben. Dort würde ich die Aufzeichnungen der Erlebnisse aller machen, denn schließlich wollen wir ja den zweiten Teil des Buches verfassen. Weil die Geschichte es Wert ist, dass man sie erzählt und auch weil wir dadurch in eure Herzen gelangen werden! Unsere Geschichten zum lachen und zum weinen – eben die federleichten Erlebnisse aus dem Papolupatal!
Somit endet nun mein Flöt „Hallo Welt“ fürs erste. Es könnte aber sein, dass ich ab und an trotzdem etwas flöten werde, deshalb solltet ihr auf alle Fälle manchmal hier bei uns vorbeischauen. Bei uns im Papolupatal!
Tralala und bis dahin euch eine federleichte Zeit.
F. Platsch