Gack, gack, gack Welt (008)

Nächtliche Erscheinung!

 

Aha, ihr seid schon da – die Zeit ist aber wieder schnell vergangen, findet ihr nicht auch?

 

Letzte Woche habt ihr ja mitbekommen, dass Ragui unter diesen verwichtelten Maiskörnern gehockt hatte und sich damit vollstopfte. Während ich hungern musste!

 

Natürlich war ich deswegen ein wenig wütende, auf diesen Fusselflügel. Ich hatte mir Sorgen gemacht, mit sehr leerem Bauch, er könne möglicherweise unter diesen seltsamen Körnern erstickt sein. Daraufhin durchsuchte ich diese verwichtelten Körner mit meinem Schnabel, und als ich ihn damit berührte, maulte dieser alte Krähbeutel mich tatsächlich an.

 

Selbstverständlich hätte ich wissen müssen, dass er sich dort drunter vollkommen uneigennützig den Bauch vollstopfte!

 

Später hatte er dann für uns beschlossen, dass wir bei diesem Wichtelgemüse übernachten würden. Dagegen hatte ich natürlich absolut nichts einzuwenden. So bekämpften wir beide leidenschaftlich unseren Hunger und hörten erst auf, als wir uns richtig rund gepickt hatten.

 

Wir konnten uns kaum noch bewegen und blieben einfach eine Weile dort hocken, wobei wir einschliefen.

 

Mitten in der Nacht wachte ich dann auf und stellte fest, dass Ragui ebenfalls erwacht war.

 

„Hast du auch so einen Durst? Hier ist es auch irgendwie so stickig. Ich muss jetzt dringend etwas trinken gehen. Komm wir hüpfen zum Fluss, ich folge dir!“

 

War er nicht fürsorglich?

 

Er hatte bestimmt keine Angst als erster zu hüpfen, und er hatte auch mit Sicherheit keine Angst, dass der Wels ihm erneut begegnen könnte. Weswegen er mir auch selbstlos den Vortritt gelassen hatte!

 

So war ich durch die Öffnung in den Felsplatten gehüpft und als ich diese hinter mir gelassen hatte, atmete ich die herrlich, klare Luft tief ein. Wir hatten gar nicht bemerkt, wie stickig es tatsächlich innerhalb der Wände gewesen war. Auch die Geräusche des Zischens und des Ploppens wurden von den Steinen zurückgehalten. Nichts drang nach außen.

 

Ragui zupfte leicht an einer Feder von mir, zum Zeichen, dass ich weiter machen sollte. So tat ich ihm den Gefallen, weil das kluge Huhn eben immer nachgibt!

 

„Schau was ist das?“, flüsterte Ragui beunruhigt, während er mir einen Flügel auf meinen Kopf legte.

 

Zuerst fiel mir nichts auf. Doch dann sah ich ein Glühen in den Sträuchern, die sich zwischen uns und dem Fluss befanden.

 

Es wirkte wie große, leuchtende Augen. Merkwürdig fand ich nur, dass sie sich langsam drehten!

 

Vorsichtig bewegte ich mich darauf zu, während Ragui mir von hinten zuflüsterte, ich solle

 

aufpassen und mich dabei gleichzeitig ein wenig schubste.

 

„Das ist bestimmt der Waldwichtel, der des Nachts durch sein Reich streift. Ich glaube wir sollten besser wieder leise zurückgehen! Wer weiß was er mit uns macht, wenn er uns entdeckt!“

 

Hatte ich euch schon erzählt, dass unser Hahn ein kleines bisschen feige ist?

 

Ich ignorierte sein Gejammer und bewegte mich weiter vorwärts. Als ich den Strauch schon fast erreicht hatte, lösten sich plötzlich die Punkte in viele Kleine auf.

 

„Wir wollten dich nicht stören, lieber Waldwichtel. Wir wollten nur unseren Durst ein wenig stillen. Natürlich nur wenn du es erlaubst?“

 

„Ragui, das sind Glühwürmchen, erkennst du das denn nicht?“

 

Einen Moment lang blieb er stumm, bevor er wieder großspurig sagte:

 

„Natürlich habe ich das sofort gesehen! Ich war nur gespannt darauf, was du machen würdest!“

 

Manchmal bin ich mir auch ziemlich sicher, dass der Hahn nicht immer die Wahrheit spricht. Wie zum Beispiel in diesem Moment!

 

Ich überhörte seine Bemerkung, hüpfte um die Sträucher herum und war am Wasser. Der Mond leuchtete hell vom Himmel herab und tauchte alles in ein silbriges Licht. Hin und wieder sprang ein Fisch aus dem Wasser und schnappte sich wahrscheinlich eine unvorsichtige Mücke.

 

Ich neigte meinen Kopf nach unten und nahm einen Schnabel voll Wasser. Sodann legte ich meinen Kopf in den Nacken und erfrischend kühl rann es meine Kehle hinab. Sogleich steckte ich den Schnabel wieder ins Wasser und trank erneut. Nachdem mein Beschützer gesehen hatte, dass es gefahrlos war zu trinken, tat er es mir gleich.

 

Aus meinen Augenwinkeln konnte ich aber sehen, wie er dabei genau die Oberfläche des Papolupas absuchte. Wahrscheinlich suchte er nach Anzeichen des Welses, damit er sich rechtzeitig in Sicherheit bringen könnte.

 

Wenn der Wels tatsächlich hier auf dem Grund des Papolupas lauern würde, hatte er vielleicht keine Lust auf ein Gespräch mit Ragui, keinen Hunger oder er schlief ganz einfach. Jedenfalls war keine ungewöhnliche Bewegung im Wasser zu sehen.

 

Als wir genügend getrunken hatten, drehten wir uns um, und hüpften zurück zu unserem Schlafplatz. Wir waren uns darüber einig, dass wir außerhalb der Steinwände schlafen würden, da es dort eben nicht so stickig war.

 

Ragui hüpfte dieses Mal vor mir her, und schnappte hin und wieder nach vorbei fliegenden Leuchtkäfern. Jetzt, da er wusste, dass von dem Leuchten keine Bedrohung für ihn ausging.

 

Immer wieder fanden sich kleine Wolken der leuchtenden Käfer zusammen und drehten sich in der Luft. Das alte Ritual der Partnersuche eben!

 

Bei genauer Betrachtung sahen sie dabei wirklich wie gelbe, leuchtende Augen aus!

 

Ragui kam an dem Strauch vorbei, den wir auf dem Hinweg zum Fluss passiert hatten und noch immer hingen darin zwei gelbe, leuchtende Kreise.

 

„Oh, da ist ja wieder unser Waldwichtel. Jetzt werde ich ein Stück aus dir herauszwicken! Aber du darfst nicht böse werden, weil Dabiduda sonst Angst bekommt!“, lachte Ragui und hüpfte vergnügt darauf zu.

 

Davor machte er sich etwas länger um an die gelben Punkte zu kommen.

 

„Wage es dich, nach mir zu picken! Dann werde ich meine Krallen in dich bohren, ganz weit hoch mit dir fliegen und dich fallen lassen!“, sagte eine scharfe Stimme.

 

Die letzten Worte konnte unser Hahn jedoch nicht mehr hören, denn er hatte wieder einmal sein Bewusstsein verloren.

 

„Hallo Dabiduda“, sagte die Stimme zu mir.

 

Jetzt erkannte ich, dass die Stimme zu Omelettegesicht gehörte. Ihr wisst schon, die Eule aus dem Wolkenschnabelgebirge.

 

„Ich wünsche dir immer guten Wind unter den Federn!“, grüßte ich sie und fuhr dann fort, „Jetzt hast du doch tatsächlich unseren furchtlosen Hahn dazu gebracht, in tiefen Schlaf zu fallen. Hast du denn gar keine Ehrfurcht?“, sagte ich zu ihr und wir mussten beide herzhaft lachen.

 

Sie erzählte mir, dass sie sich nur etwas zu essen gesucht habe, als Ragui auf sie zukam.

 

Sie wollte von mir wissen, was wir denn so spät in der Nacht am Fluss gemacht hätten.

 

„Ich frage dich nur, weil ich vor kurzem den dummen Wels geärgert habe. Er lag hier am Uferrand auf der Lauer. Mit Sicherheit wollte er sich wieder jemand harmloses schnappen, doch die Schuppe habe ich ihm gezogen. Er hat sich ähnlich furchtsam wie euer Hahn verhalten und ist umgehend im dunklen Wasser verschwunden!“

 

Wir unterhielten uns noch ein wenig und verabschiedeten uns dann voneinander. Sie stieg in den Himmel auf und nach wenigen Augenblicken hatte die Dunkelheit sie schon verschluckt.

 

Ragui lag immer noch vor dem Strauch und regte sich nicht.

 

So beschloss ich, dass wir den Rest der Nacht hier verbringen würden. Ich hockte mich neben ihn, schloss meine Augen und war bereits nach wenigen Augenblicken im Land des Traumwichtels angelangt.

 

Ich wünsche euch eine gute Nacht und bis zum nächsten Mal.

 

Dabiduda, das müde aber zufriedene Huhn.

für Vogelfreunde
Kohlmeisenausflug aus
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